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Rudi Brügge lebt nicht mehr

von extern (Kommentare: 0)

Er hat eine ganze Generation von Pony-Dressurreitern im Land geprägt, fast könnte man sagen: großgezogen. Rudi Brügge war mehr als ein Trainer, er war väterlicher Freund seiner Schülerinnen und Schüler. Am Montagmorgen ist der Berufsreiter und langjährige Landestrainer der baden-württembergischen Pony-Dressurreiter im Alter von 67 Jahren verstorben. Obwohl er schon länger krank und von seinem Leiden auch gezeichnet war, hat er bis zum Schluss seine Hoffnung und seinen Humor nicht verloren.

Er ist nun über 30 Jahre her, da hörte der bis heute unverwüstliche Pony-Beauftragte Heinz Bürk nur Gutes von einem jungen Dressurprofi, der aus Westfalen frisch ins Land gekommen war: Das war Rudi Brügge, zuvor Bereiter am Stall von Jan Bemelmanns in Krefeld. Die Liebe zu seiner späteren Frau Elke hatte den jungen Pferdewirtschaftsmeister nach Baden-Württemberg gelockt, von Anfang an in die Region Hohenlohe. Im Reiterverein Crailsheim machte er sich einen Namen: mit Sachverstand und einer fröhlichen Art, die Kinder zum Pferd brachte. Der Ponysport war noch ganz am Anfang, Rudi Brügge ein Pionier, der seine Passion gefunden hatte; später auch als erfolgreicher Züchter. 

Bürk hatte wenige Jahre zuvor begonnen, in Baden-Württemberg einen Ponykader aufzubauen. Mit dem ihm eigenen Gespür erkannte er, dass Rudi Brügge genau der richtige Mann dafür war. 1993 wurde er Disziplintrainer Dressur. Er war es 30 Jahre lang bis zu seinem letzten Atemzug am Montagmorgen.

Vor wenigen Wochen bei den Landesmeisterschaften in Meißenheim hatten Brügge und Bürk eine Art Telefonstandleitung. Der Landestrainer war schon zu schwach zum Reisen, sah sich aber jeden Ritt am Bildschirm an, sprach mit dem Beauftragten dann die Nominierung für die Deutschen Meisterschaften ab. Seine Stimme war da schon leise, er bekam schlecht Luft. Im Kopf war er klar und ganz bei seinen Ponykindern.

Rudi Brügge war als Trainer nie streng aber er strahlte eine natürliche Autorität aus, begründet in klaren Ansagen und klaren Entscheidungen, einer humorvollen und zugewandten Art, einer unumstrittenen fachlichen Kompetenz und nicht zuletzt durch einen kindgerechten und dennoch zielstrebigen Reitunterricht. Für seine Ponykinder war er Coach und väterlicher Freund, manchmal Seelentröster, mitunter beharrlicher Vermittler zwischen Reiter, Eltern und Heimtrainer. Im Laufe der Jahre perfektionierte er seine Menschenkenntnis und seine psychologischen Fähigkeiten in einem mitunter komplizierten Umfeld. Ihn aus der Ruhe zu bringen, schaffte trotzdem kaum einer – nicht einmal Heinz Bürk. Im Duo konnte man den beiden so unterschiedlichen Ponysport-Förderern eine gewisse Kongenialität nicht absprechen.

Bei den Ponysichtungen in Winterlingen, Bietigheim-Bissingen und Rot am See begleitete Rudi Brügge seine Schützlinge noch mit letzten Kräften. Man sollte ihm nichts anmerken, „seine“ Kinder sollten sich lieber keine Sorgen um ihn machen. Natürlich taten sie es doch. Sie wären für ihn durchs Feuer geritten.

Als bei den Landesmeisterschaften in Meißenheim über 20 Starter das Ponyfeld füllten, während andere Altersklassen eine Flaute haben, war dieses Aufblühen eine Hommage an den schwer erkrankten Landestrainer – jeder einzelne Ritt ein dankbarer Gruß ans Krankenbett.

In Ausgabe 10 des Reiterjournals sollte eine lange Geschichte über Rudi Brügge erscheinen, über sein Wirken und seine Verdienste für den Ponysport im Land. Über einen besonderen Menschen, der so viele Kinder zu Reitern gemacht hat. Unser Besuch bei ihm zuhause stand für Montag, 7. August, schon im Kalender. Am Morgen dieses Tages ist Rudi Brügge gestorben. Nun ist es ein Nachruf geworden. So traurig. Die Ponyreiter im Land tragen Trauer. So einen wie ihn werden sie nicht mehr bekommen.       Roland Kern/Foto: Dauer

Quelle: Reiterjournal online

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