Merkblatt Hobby Horsing

von Gabriele Knisel-Eberhard (Kommentare: 0)

Zur Wettbewerbsordnung 2024 (WBO) hat die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) ein Merkblatt für Hobby Horsing herausgegeben.

Hobby Horsing boomt momentan, aber auch schon seit Jahrzehnten reiten Kinder auf Steckenpferden. Dieser Trend kommt aus Finnland und hat sich in den letzten Jahren auch in Deutschland zu einer neuen Trendsportart entwickelt. Beim Hobby Horsing können bereits kleine Kinder für das Pferd begeistert werden und spielerisch an das Pferd herangeführt werden. Die Freude an der Bewegung von Kindern wird dabei ausgenützt. In die seit 2024 gültigen Wettbewerbsordnung (WBO) wurde Hobby Horsing aufgenommen und ein Merkblatt entwickelt. Die Wettbewerbe sind unter 10.1 bis 10.3 WB 910 bis 918 zu finden.

Bereits im Jahr 2023 haben in Baden-Württemberg Hobby Horsing Wettbewerbe stattgefunden, erstmalig wurden beim 9. Württembergischen Pferdefestival in Blaubeuren Wettbewerbe in Dressur und Springen mit dem Hobby Horse ausgeschrieben, die Resonanz war überwältigend. Ausschreibungen müssen von der Landeskommission geprüft und genehmigt werden. Beurteilt werden die Wettbewerbe von geeigneten Personen mit einem Bezug zum Hobby Horsing haben. Pferdesportliche Personen mit einer APO-Qualifikation sind dafür per se geeignet. Sie unterstützen den Veranstalter und überprüfen die Einhaltung der Ausschreibung, der Regeln und Bestimmungen der WBO und des Wettbewerbs (WB) und nehmen die technischen Voraussetzungen für den WB-Platz ab. Sie beurteilen und bewerten die gezeigte Leistung, analog zur Dressuraufgabe mit dem Pferd, kommentieren die Leistung und erteilen eine Wertnote.

Die Wettbewerbe eignen sich auch super als Mannschafts- oder Teamwettbewerb. Alle Hobby Horsing Wettbewerbe sind mit einem Steckenpferd zu absolvieren. Die Länge des Steckens sollte je nach Größe des Teilnehmers variieren. Das Material des Pferdekopfes ist frei zu wählen. Während der gesamten Prüfung muss sich das Steckenpferd zwischen den Beinen des Teilnehmers befinden. In den höheren Wettbewerben wird außerdem die korrekte Zügelhaltung bewertet. Die Teilnehmer oder ihre Steckenpferde sind mit entsprechender Kopf- bzw. Teilnehmernummer zu kennzeichnen.

Bewertet werden in der Dressur die Gangarten Schritt, Trab und Galopp, wobei der Rhythmus, die Gleichmäßigkeit, die Leichtigkeit und die Ausdauer, sowie die aufrechte, gestreckte Körperhaltung des Reiters die Bewertungskriterien darstellen. Der Reiter nimmt mit beiden Händen die Zügel auf und hält in der äußeren Hand den Stab des Hobby Horse und den Zügel und in der inneren nur den Zügel. Bei jedem Handwechsel muss der Reiter umgreifen. Im Springen werden Linienführung, Körperhaltung und Bewegung vor, über und nach den Hindernissen, Galoppwechsel bei Richtungswechsel bewertet. In der Dressur werden geschmeidige Beinbewegungen mit gestreckter Fußspitze, Hufschlagfiguren, Übergänge zwischen den Gangarten und innerhalb der Gangarten (Erweiterung des Raumgriffs) sollten deutlich erkennbar sein. Der Aufgabe entsprechender Handgalopp sollte gegeben sein.  Die korrekte Zügelhaltung in entsprechend ausgeschrieben Prüfungen wird ebenfalls bewertet.

Die Teilnehmer haben dem Austragungsort (Reithalle, Rasenplatz, Sporthalle) entsprechendes Schuhwerk zu tragen. Für die Dressurprüfungen sind darüber hinaus Gymnastikschuhe zugelassen. Außerdem sollte funktionelle und anliegende Sportkleidung getragen werden. Auch Turnierkleidung in Kombination mit Sportschuhen sowie Beinschoner am Reiter (sofern sie keine Unfallgefahr darstellen) sind zugelassen.

In Wettbewerben, in denen die Zügelhaltung mit bewertet wird, ist Zaumzeug aus beliebigem Material mit geschlossenen Zügeln und mit einem Gebissstück aus beliebigem Material zugelassen. Außerdem dürfen gebisslose Trensen, sofern sie mit Zügeln ausgestattet sind, genutzt werden. Ebenso sind Vorderzeug, Martingal und Fliegenhaube erlaubt. Der Holzstab des Pferdes sollte aus Sicherheitsgründen der Körpergröße des Kindes entsprechen, muss allerdings so lang sein, dass der Reiter beim Absolvieren der Prüfung auf dem Hobby Horse sitzt und den Holzstab zwischen den Beinen hat. Nicht zugelassen sind Gerten und Sporen.

Es wird im beobachtenden oder beurteilenden Richtverfahren bewertet. Beim „beobachtenden“ Richtverfahren sind vorwiegend Kriterien wie Hindernisfehler, Unterbrechung des Parcours, Überschreiten der Höchstzeit (HZ)/der vorgegebenen erlaubten Zeit (EZ) u.a. maßgebend und werden gewertet bzw. gezählt (siehe auch Merkblatt). Beim „beurteilenden“ Richtverfahren findet nach freiem, fachlichem Ermessen mit Wertnoten von 0 bis 10 statt. In der Dressur gibt es die Möglichkeit einer Gesamtnote zu vergeben oder aber die Vergabe von Einzelnoten für jede gerittene Lektion. Die Art der Notenvergabe legt der Veranstalter fest.

Der Ausschluss aus dem WB ist eine sehr deutliche Konsequenz und sollte aus diesem Grund besonders sensibel und mit Besonnenheit durchgeführt werden. Im Falle eines Ausschlusses, muss direkt ein einfühlsames und verständnisvolles Gespräch über die Beweggründe mit dem Teilnehmer geführt werden. Ein Ausschluss erfolgt:

  • Bei Verwendung nicht erlaubter Ausrüstung (Gerte und Sporen).
  • Wenn Teilnehmer den Anforderungen offensichtlich nicht gewachsen sind.
  • Bei verbotener „Fremder Hilfe”
  • In der Dressur beim dritten Verreiten.
  • Im Springen und Gelände beim Absolvieren eines Hindernisses in der falschen Reihenfolge bzw. von der falschen Seite oder wenn der Teilnehmer den Parcours nicht kennt.
  • Im Springen und Gelände bei der dritten Unterbrechung (d.h. Stehenbleiben, Volten, Abweichung der vorgegebenen Linienführung).

Grundsätzlich ist mindestens ein Drittel der Starter je WB bzw. je Abteilung zu platzieren. Motivierende Erinnerungsschleifen bzw. Urkunden sind jedoch für alle Teilnehmer wünschenswert.

In der Ausschreibung werden die einzelnen Wettbewerbe beschrieben, sie sollte auch für Personen, die nicht aus dem Reitsport kommen verständlich sein. Wichtig ist, dass der Veranstalter darauf achtet, dass das Hindernismaterial und das Dressurviereck sowie weitere verwendete Materialien kindgerecht und in erster Linie sicher sind.

Fragen zu Hobby Horsing beantwortet in Baden-Württemberg die Geschäftsstellen des Pferdesportverbandes Baden-Württemberg und der Regionalverbände.

Quelle: Merkblatt Hobby Horsing der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), K/E

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