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Der Ausbilder im Pferdesport - eine eierlegende Wollmilchsau, die fliegen kann?

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Der Ausbilder im Pferdesport - eine eierlegende Wollmilchsau, die fliegen kann?

Der Ausbilder im Pferdesport - eine eierlegende Wollmilchsau, die fliegen kann?

Bei herrlichstem Herbstwetter kamen zum zweitägigen Ausbilderseminar des Württembergischen Pferdesportverbandes am letzten Novemberwochenende 150 Ausbilder nach Marbach. Schwerpunkt war die Basisausbildung. Fragen wie beginne ich mit Reitanfängern überhaupt wurden ebenso beantwortet wie die, welche Zielgruppen kommen überhaupt in die Vereine.

Zielgruppen im Pferdesport

Thomas Ungruhe, Diplomsportlehrer und bei der FN für den Breitensport zuständig, sprach in seinem Einführungsvortrag die verschiedenen Zielgruppen im Pferdesport an. Hier müssen Verein oder Pferdebetrieb Prioritäten setzen , ob sie sich auf Unterricht mit Schulpferden , die Kindergartengang , die „best agers“, Gesundheitssport oder Männerreitstunden mit anschließendem Frühschoppen konzentrieren wollen. Alles anzubieten klappt meistens nicht. Klar brachte Ungruhe zum Ausdruck, dass die Jugendarbeit das wesentlichste Fundament des Vereins ist. Heiner Eppinger brachte es als Mann der Praxis und Betriebsleiter auf dem Lerchenhof in Münsingen auf einen Nenner. Neben einer gepflegten Anlage legt die Kundschaft Wert darauf, dass sich der Betriebsleiter oder Reitlehrer Zeit nimmt und auf die Wünsche der Kunden eingeht. Neben der Mund-zu-Mund Propaganda sind heute die modernen Medien wie Facebook und eine eigene Homepage zur Kundengewinnung nicht mehr wegzudenken.



Kunden werden immer jünger

Der Trend geht dazu, dass die Kunden in den Vereinen immer jünger werden, dementsprechend muss auch das Angebot verändert werden. Lehrpferde und Ponys müssen ebenso wie das Unterrichtsangebot an Kinder angepasst werden. Quietscheente, Gummischwert und Spielmaterial sind inzwischen Bestandteil in den Reithallen geworden. Dementsprechend müssen sich auch die Ausbilder an die Kundschaft „Kind“ anpassen. Einen Einblick wie kindgerechter Unterricht Spaß machen kann und die Kinder spielerisch ausbildet, gaben Rudi Brügge und Ulrike Gast. Rudi Brügge brachte es auf den Punkt: „ Die Begeisterung, die ich als Ausbilder in mir trage, muss ich an die Reitschüler vermitteln“ so der erfahrene Ausbilder aus Crailsheim. Ulrike Gast , die aus dem Sauerland angereist war, gab zu bedenken, dass die heutigen Kinder nicht mehr so aufwachsen, wie noch vor etwa 30 Jahren. Sie sind zwar mit Joystick, Computer und Handy bestens vertraut, haben aber ihre Umwelt nicht mehr live und in Farbe erobert. Dementsprechend viele Kinder sind deshalb heute motorisch auffällig. „Der heutige Reitunterricht ist ein Spagat zwischen Talentsichtung und Therapie“ gab Ulrike Gast zu bedenken. Gut geschulte Ausbilder an der Basis sind wichtig, denn hier werden die Grundlagen für die spätere Ausbildung gelegt. Spiele in der Reitbahn wie „Strumpfhosen ziehen“, Bierdeckel von der Bande zum warm up holen ,Smilerallye und zum Abschluss der Stunde „wir üben herunterfallen“ gaben den Ausbildern Anregungen für den praktischen Unterricht. Um die Sportpädagogik ging es im Vortrag von Roland Dörr, dem Leiter der Berufsschule in Münsingen.



Kosten für ein Schulpferd

Erich Diebold, Praktiker mit eigener Reitanlage in Reutlingen-Altenburg , öffnete den Ausbildern die Augen als er ihnen vorrechnete wie hoch die Kosten für ein Schulpferd, den Ausbilder und den Verein pro Monat sind. Manch einer kam bei diesen Zahlen ins Grübeln und zum Nachdenken. Eine betriebswirtschaftlich notwendige Erhöhung des Reitstundenpreises lässt sich häufig nicht umsetzen. Reiten als Gesundheitssport kann ebenfalls eines der Standbeine eines Vereins sein. Dieter Hoffmann, langjähriger Physiotherapeut der deutschen Reiter bei Championaten, gab hier einen Einblick. Bevor es im Verein aber mit dem Reiten auf Rezept der Krankenkasse losgehen kann, sind einige Hürden zu überwinden, unter anderem die Zertifizierung des Vereins durch den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und eine besondere Qualifizierung des Ausbilders im Gesundheitssport.

Fazit des zweitägigen Lehrgangs war, dass durch den Einbau von spielerischen Elementen in den Unterricht das Lernen erleichtert wird und, dass das Schulpferd zum Angebot passen muss.

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