Voltigiertagung Bad Boll

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Voltigiertagung Bad Boll

Voltigieren – gestern, heute und morgen? Bereits im Einführungsreferat zeigte Dr. Leonhard Laschet auf, welche Entwicklung der Voltigiersport seit seinen Anfängen bis heute genommen hat, wohin die Reise noch gehen soll, das muss sich erst noch herausstellen. Auf jeden Fall hat sich der Voltigiersport in eine andere Richtung entwickelt als nur Zubringer zum Reitsport zu sein. Voltigieren ist eine eigenständige Sportart geworden. Die letzte fehlende Anerkennung dieser Sportart ist die olympische Anerkennung, wobei das Voltigieren 1920 bereits olympisch war. Über Visionen zur Weiterentwicklung fehlt es nicht, in Bad Boll wurden in der Vergangenheit bereits bahnbrechende Neuerungen geboren und voran getrieben, denkt man nur einmal an die Öffnung der Altersgrenze im Voltigieren.

Über 150, hauptsächlich junge Ausbilder aus dem In- und Ausland waren nach Bad Boll gekommen, eine Generation, die bereits nicht mehr weiß mit welchen Schwierigkeiten und Problemen der Voltigiersport zu kämpfen hatte um erwachsen zu werden. Oft hatten die Voltigierer und Vertreter dieser Sportart andere Vorstellungen darüber , wie es weiter gehen sollte, als die Verbandsfunktionäre. Die Voltigierer waren stellenweise ihrer Zeit voraus. Dynamisch, quirlig, modern, innovativ und auch manchmal etwas unbequem, so wurden die Voltigierer häufig charakterisiert. Heute scheint dies alles Vergangenheit zu sein und es hat den Anschein, als ob im Voltigiersport alles „Friede, Freude, Eierkuchen “ ist.

In fast 15 workshops und Foren , bei verschiedenen Vorträgen, Demonstrationen und Diskussionen in der Theorie und der Praxis in der Reit- und Turnhalle wurden aktuelle Themen angepackt, wobei in diesem Jahr die hoch brisanten Themen fehlten. Für die Ausbilder im Voltigieren, die Lehrer, Motivator, Kumpel, Betreuer, Pferdemann oder Pferdefrau, Psychologe, Sanitäter und Tierarzt in einer Person sein müssen, sind die Anforderungen gestiegen , nicht zuletzt durch die veränderte Situation im Leistungssport, die Öffnung der Altersgrenze im Gruppen- und Einzelvoltigieren vom Jugendsport zum Erwachsenensport. Die dadurch entstandenen Gruppenstrukturen und die veränderte Schulsituation der Aktiven haben dazu noch ihren Beitrag geleistet. Rat von Anja Reinhardt , Leiterin der Voltigierfachschule in Köln und Referentin zum Thema Ausbilder, war: “Hände weg davon Superwoman oder Superman sein zu wollen, das hält kein Mensch durch“. Sinnvoll ist, Ideen über die eigenen Stärken als Ausbilder zu entwickeln und sich hier zu engagieren.

Janina Schwarz, zuständig für die Trikots der Voltigiergruppe Köngen, gab in Bad Boll einen Einblick wie man mit etwas Geschick und Übung im Umgang mit der Nähmaschine die Trikots für die Voltigierer selbst nähen kann. Ein gekauftes Trikot, das nach etwas aussieht, kostet mindestens 150.--€ , bei einer Gruppe sind dann mit den entsprechenden Accessoires wie Zopfgummi, Bänder schnell mal 2.000.--€ fällig. „ Für ein gekauftes Trikot kann ich zehn Trikots nähen und noch die Nähmaschine dazu kaufen“ gab Janina Schwarz zu bedenken.

Frauke Bischof, ehemalige Einzelvoltigiererin bis zu Deutschen Meisterschaften, zeigte in ihrem workshop auf, was bei der Musikauswahl beachtet werden soll. Wie soll die Pflichtmusik ausgewählt werden, welche Musik passt zur Kür, wie verändert eine Musik die Kür. Das waren nur einige der Schwerpunkte in ihrem Vortrag. Fazit war, dass in der Pflicht eher Hintergrundmusik gewählt werden soll, in der Kür soll die Musik zum Geschehen auf dem Pferd und dem Typ des Voltigierers passen.

Ein Leckerbissen der besonderen Art waren die Rededuelle zu aktuellen Themen im Voltigiersport. Auf dem Podium kontrovers diskutiert wurden Themen „wie bringt man qualitativ hochwertigen Sport und geringe Kosten für die Aktiven unter einen Hut“, „Make-up, Strass und Glitzer- machen wir Sport oder Show“, „brauchen wir für unseren Sport lizenzierte Trainer oder genügt Fingerspitzengefühl“ und „alle paar Monate ein neues Regelwerk- was soll das“? Zu diesem Thema diskutierten Kersten Klophaus, und Ulrike Rieder ihre unterschiedlichen Standpunkte. Zwischen noch nicht gedruckt und bereits wieder überholt bis zu Stillstand ist Rückschritt vertraten die Beiden ihre Meinungen. Fakt ist, dass durch die ständigen Änderungen des Regelwerks, die sich ständig verändernden Pflichtübungen in den einzelnen Leistungsklassen die Anforderungen an Aktive, Pferde, Ausbilder und Richter nicht weniger geworden sind.

Klar wurde in drei Tagen Voltigieren pur in Bad Boll, dass der Voltigiersport noch lange nicht am Ende angekommen ist und sich, trotz Erwachsen zu sein, noch ständig weiter entwickelt.

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