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Gold für das Team und Michael Jung

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Gold für das Team und Michael Jung

Luhmühlen (fn-press). Einen historischen Sieg feierten heute die deutschen Vielseitigkeitsreiter in Luhmühlen. Zum ersten Mal nach 1973 gewann eine Mannschaft wieder die Goldmedaille bei einer Europameisterschaft. Und damit nicht genug: Auch in der Einzelwertung standen am Ende drei Deutsche auf dem Treppchen: Zuoberst Michael Jung (Horb), der mit La Biosthetique Sam FBW nach dem Weltmeister- nun auch den Europameistertitel holte. Die Silbermedaille ging an die EM-Debütantin Sandra Auffarth (Ganderkesee) mit Opgun Louvo, die wie Jung mit ihrem Ergebnis auch für das Team punktete. Dritter wurde Einzelreiter Frank Ostholt (Warendorf) mit Little Paint. „Unser Motto war ‚one team – one dream’ und unser Traum ist in Erfüllung gegangen. Aber ehrlich gesagt, habe ich nicht geglaubt, dass wir so deutlich gewinnen würden. Da muss ich erst einmal eine Nacht darüber schlafen, bevor ich das wirklich glaube“, sagte Bundestrainer Hans Melzer (Putensen).

Hochspannung herrschte am letzten Tag im und rund um den Parcours. Fast 10.000 Zuschauer fieberten vor Ort mit, als es um die Vergabe der Medaillen ging. Nach dem Ausscheiden des ersten Teamreiters Andreas Dibowski (Döhle) mit FRH Fantasia im Gelände ruhten die Hoffnungen auf den verbliebenen drei deutschen Paaren. Diese führten allerdings mit deutlichem Vorsprung. Als Erste startete Sandra Auffarth mit Opgun Louvo und blieb fehlerfrei. Michael Jung wiederholte mit La Biosthetique Sam FBW als vorletzter Reiter diese Leistung und setzte damit die bis dahin führende dritte Teamreiterin Ingrid Klimke (Münster) mit FRH Abraxxas unter Druck. Um ihren ersten Einzeltitel zu holen, musste auch diese fehlerfrei bleiben. Doch es kam anders: Sage und schreibe sechs Mal fielen die Stangen und warfen die vierfache Deutsche Meisterin vom ersten auf den elften Platz zurück (Endstand 54,0). Dass FRH Abraxxas nicht der beste Springer ist, war bekannt. Aber „er sprang hier so schlecht wie selten, eigentlich wie noch nie“, sagte Klimke enttäuscht.
Am deutschen Mannschaftssieg war dennoch nicht zu rütteln, zu groß war deren Vorsprung nach Dressur und Gelände (Endstand 124,30 Minuspunkte). Den Titelverteidigern aus Großbritannien blieb noch nicht einmal die Silbermedaille. Sie unterlagen im Zweikampf um die verbliebenen Medaillen den Franzosen, die alle im Springen fehlerfrei blieben (151,1). Die britischen Reiter, die ebenfalls nur noch zu dritt im Rennen waren, kassierten je einen Abwurf und fielen auf den Bronzerang zurück (154,6). „Angesichts der Umstände sind wir froh, überhaupt noch Bronze zu gewinnen“, sagte Vize-Weltmeister William Fox-Pitt, der mit Cool Mountain als bester Brite Platz sieben belegte. Als gute „Verlierer“ lobten sie die Leistungen der Deutschen, die in Luhmühlen „in einer anderen Liga gespielt hätten“.

Das spiegelte sich auch in der Einzelwertung wider. Hinter Michael Jung, der mit seinem Dressurergebnis von nur 33,3 Minuspunkten den EM-Titel holte, und Sandra Auffarth (37,0) landete Frank Ostholt auf Platz drei. Auch er blieb im Springen fehlerfrei (40,0) und profitierte nicht nur vom Pech Ingrid Klimkes, sondern auch von dem seiner Ehefrau Sara Algotsson-Ostholt. Die Schwedin lag mit ihrer Schimmelstute nach einer fantastischen Geländerunde auf Bronzekurs. Ein Abwurf und das Ehepaar hätte die EM punktgleich beendet. Doch es kamen noch eine Verweigerung und ein weiterer Abwurf hinzu. „Ich bin noch ganz durcheinander. Eigentlich war es immer mein Ziel, einmal eine Einzelmedaille bei einem Championat zu gewinnen. Aber natürlich nicht auf Kosten meiner Frau“, sagte Frank Ostholt. Sara Algotsson-Ostholt wurde mit ihrem Ergebnis Zwölfte (54,0). Ein kleiner Trost: Dank der Gesamtleistung des schwedischen Teams, das auf Platz vier landete, konnten sich Schweden ebenso wie Frankreich einen der beiden Startplätze für die Olympischen Spiele in London sichern, die bei der EM vergeben wurden. Großbritannien und Deutschland haben die Fahrkarten bereits seit der WM in Kentucky in der Tasche.
Das gute Abschneiden der Deutschen, die mit zwölf Paaren in Luhmühlen am Start waren, endete aber nicht mit den Medaillenrängen. Auch der vierte Platz blieb im Lande. Er ging an Dirk Schrade (Sprockhövel) mit King Artus, der seine guten Leistungen in der Dressur und im Gelände mit einer Nullrunde im Springen abschloss (42,7). Als bester nicht-deutscher Reiter beendete der Italiener Stefano Brecciaroli die EM auf Platz fünf. Der Aachen-Zweite kam mit Apollo van de Wendi Kurt Hoeve auf ein Endergebnis von 45,0 Minuspunkten.

Ein gelungenes EM-Debüt gab in Luhmühlen Benjamin Winter (Warendorf) mit Wild Thing Z, mit 22 Jahren der Jüngste im deutschen Team. Nach der Dressur mit 50,6 Minuspunkten noch auf Rang 30, glänzte er im Gelände mit einer Nullrunde. Ein Abwurf in der zweifachen Kombination kam noch hinzu (54,6) und das Paar beendete seine erste „Senioren“-EM auf Platz 13, zwei Plätze vor dem dienstältesten deutschen EM-Teilnehmer Peter Thomsen (Lindewitt) mit Horseware’s Barny. Beide waren mit der gleichen Punktzahl aus der Dressur in die weitere Prüfung gegangen. Winter blieb im Gelände null, Thomsen im Springen (56,6). „Wir haben hier gezeigt, dass wir ein gutes Mannschaftsergebnis bringen können“, sagte Thomsen, der 2008 zum deutschen Goldteam bei den Olympischen Spielen in Hongkong gehörte.

Ebenfalls in den Top 20 beendeten EM-Neuling Julia Mestern (Ohlstadt) mit dem jüngst gekörten Hannoveraner Hengst FRH Schorsch und Kai-Steffen Meier (Waldbröl) mit Karascada M TSF die EM 2011. Die Deutsche Meisterin des Vorjahres war trotz eines Vorbeiläufers im Gelände nahezu ohne Zeitfehler ins Gelände gekommen und auch im Springen fehlerfrei. Ihr Endstand 61,40 Minuspunkte, Platz 19. „Ich rechne jetzt nicht nach, was ohne den Vorbeiläufer gewesen wäre. Es fehlte einfach das letzte Quäntchen Glück. Mit einem Stopp im Gelände 19te zu werden, ist schon toll. Ich bin einfach dankbar, dass ich hier dabei sein durfte“, sagte Mestern. Zufrieden mit seinem Ergebnis war auch Kai-Steffen Meier. Er war von Platz 52 in der Dressur gestartet und arbeitete sich dank einer Nullrunde im Gelände und einem fehlerfreien Springen auf Platz 20 nach oben. Lediglich zwei Zeitstrafpunkten kamen im Parcours dazu. „Ich kenne ja die Probleme mit der Dressur. Doch ich habe mein Ziel erreicht, unter die ersten 20 zu kommen“, sagte der 28-Jährige. „Wir haben hier gezeigt, dass wir bei einem Championat mithalten können und haben die Erinnerung an Fontainebleau ausgemerzt.“ Bei seinem EM-Debüt 2009 in Frankreich war das Paar im Gelände ausgeschieden.

Und auch in diesem Jahr gab es bei aller Freude über die Medaillen einige weniger glückliche Gesichter im deutschen Lager. So schied nicht nur Andreas Dibowski im Gelände aus, sondern auch Andreas Ostholt (Warendorf). Mit Franco Jeas stürzte er am selben Sprung, Hindernis 22, wie sein Namensvetter. Zum Glück blieben Ross und Reiter beim Sturz unverletzt. Anders Julia Krajewskis After the Battle. Der argentinische Wallach trat sich selbst auf gerader Strecke so unglücklich, dass die Reiterin ihren ersten EM-Geländeritt abbrechen musste. Die 22-Jährige, wie Benjamin Winter Mitglied der Warendorfer Perspektivgruppe Vielseitigkeit, war mit nur 44,4 Minuspunkten nach Dressur ins Gelände gestartet und hatte die ersten Klippen des Kurses bis dahin sehr gut bewältigt. „Das ist ungeheures Pech für die beiden. Es ist unglaublich, was Julia aus nicht diesem nicht ganz einfachen Pferd gemacht hat“, so die einhellige Meinung im deutschen Team.

Quelle: fn-press

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