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Ausrüstung des Pferdes im Mittelpunkt beim Ausbilderseminar des WPSV

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Ausrüstung des Pferdes im Mittelpunkt beim Ausbilderseminar des WPSV

Erst die Theorie und dann die Praxis war das Motto auch beim dritten Seminar für Ausbilder. Seit 2010 kümmert sich der Württembergische Pferdesportverband (WPSV) durch zusätzliche Seminare verstärkt um die Aus- und Weiterbildung der Ausbilder im Lande. Bei der Veranstaltung am 19. Februar im Haupt- und Landgestüt Marbach stand das Thema „Reitsportausrüstung und deren Wirkung auf das Pferd “ im Mittelpunkt.

Namhafte Referenten hatten wieder 90 Interessenten auf die Schwäbische Alb gelockt. Michaela Wieland, Physiotherapeutin und Pferdeosteopathin, vermittelte die Grundlagen der Anatomie und Biomechanik beim Pferd. Wie ist der Bewegungsablauf in den Grundgangarten, wie beim Sprung und welchen Einfluss hat der Reiter und die Ausrüstung auf die Bewegung , die Gesunderhaltung des Pferdes oder auch auf Erkrankungen? In ihrer praktischen Arbeit versteht sich Michaela Wieland als ein „Rädchen“ im System Sattler, Schmied und Tierarzt, wenn es bei den Pferden zu Erkrankungen kommt. Nur gemeinsam kann eine langfristige Lösung gefunden werden. Reiterfehler wie eine harte Hand, stehen in den Bügeln oder ein Stuhl- oder ein Spaltsitz verstärken die Belastung des Pferdes und können oft zu Erkrankungen der Muskeln, Sehnen und Bänder führen. Ein nicht passender Sattel, bei dem das Kopfeisen zu eng oder zu weit ist, führt beim Springen in der Landephase zu zusätzlichen Belastungen.



Fritz Weiß, Sattlermeister aus Engelthal in Mittelfranken, stand als Praktiker Rede und Antwort. „ Der beste Sattel ist der ,der passt, unabhängig von der Marke“ ist seine Einstellung. Klar machte er auch, dass selbst ein Maßsattel meist nur in dem Moment passt, in dem er angepasst wird. Nach Trainingspausen und Verletzungen mit längeren Stehzeiten oder Schrittgehen oder durch vermehrte Muskelbildung durch das Training , müsste der Sattel wieder neu angepasst werden. Seiner Meinung nach waren die alten Filzsatteldecken für die Pferde optimal, die heutigen dünnen Schabracken sind für ihn so etwas wie eine „Wendeunterhose“. Die „Gretchenfrage“ beim Sattel ist für Fritz Weiß immer, ob der Schwerpunkt des Sattels an der richtigen Stelle liegt. Klar ist , dass ein Springsattel anders gebaut sein muss, wie ein Dressursattel, den Weiß gerne als „Sitzprothese “ bezeichnet. Von Fritz zu Fritz tauschen die Praktiker Weiß und Pape Tipps bei den Sattelgurten aus. Beide bevorzugen nach wie vor den Schnurgurt, bei einem elastischen Gurt mit Gummizug kann es nicht nur Scheuerstellen durch Hitze geben, sondern der Reiter weiß auch nie wie fest der Gurt eigentlich angezogen ist. Das leuchtet ein. Für Fritz Pape - als Mann der Vielseitigkeit – ist ein Vielseitigkeitssattel überflüssig. „In der Vielseitigkeit wird Dressur geritten, das geht notfalls auch mit dem Springsattel, im Gelände und im Parcours wird im Springsitz auf dem Springsattel geritten, einen speziellen Vielseitigkeitssitz gibt es nicht, deshalb brauchen wir auch keinen Vielseitigkeitssattel “ so der Regional- und Landestrainer der Vielseitigkeitsreiter. An zwei Pferden der Reitschule in Marbach demonstrierten die Beiden die richtig Lage des Sattels und wie ein Sattel richtig passt .

Welches ist das richtige Gebiss? Diese Frage konnten auch Alexander Strübel und Heiko Schmidt-Sentek von der Firma Sprenger nicht grundsätzlich lösen, denn sie lässt sich nicht mit einem Satz beantworten. Verschiedene Materialien, Legierungen und eine Vielzahl von Gebissen kennzeichnen den heutigen Markt. Einfach gebrochen , doppelt gebrochen, mit drehbarem Mittelstück, feststehenden Ringen oder frei beweglichen Trensenringen, die Variation ist groß. Ob alle auf dem Markt angebotenen Gebisse notwendig sind, darüber lässt sich trefflich streiten. Aber nicht immer ist das Gebiss schuld, wenn das Pferd nicht optimal läuft, sondern auch der Reiter. Durch die Umzüchtung ist das Pferdemaul feiner geworden und die Lade schmaler, die Gebisse müssen an die „modernen“ Pferde angepasst werden. Der Einsatz des richtigen Gebisses ist vom Körperbau des Pferdes, dem Einsatz in welcher Disziplin und dem Ausbildungsstand des Pferdes und des Reiters abhängig. Und das beste Gebiss passt nicht, wenn das Reithalfter falsch verschnallt ist.



Dr. Peter Witzmann, lange Jahre Leiter einer Pferdeklinik in Kirchheim/Teck, ging in seinem Vortrag „Zäumung die direkte Verbindung zum Pferdemaul“ auf die LPO und die Richtlinien ein. Paragraph 70 der LPO spielt hier eine wichtige Rolle für Turniersportler und auch Freizeitreiter. Bei Pferdekontrollen, die auf Turnieren durchgeführt wurden, gab es die meisten Beanstandungen beim Pferdemaul und zwar im Bereich der Maulwinkel. Zwischen 1999 und 2010 wurden 14.483 Pferde in Baden-Württemberg kontrolliert, bei 290 gab es Beanstandungen, 162 davon betrafen das Pferdemaul . Wie es innen im Maul aussieht untersuchte Peter Witzmann an gesattelten und aufgetrensten Pferden unter dem Reiter mit Hilfe von Röntgenbildern. Vieles konnte durch die Untersuchungen beantwortet werden, manches blieb aber immer noch im Dunkeln. In seinem Vortrag ging er auf die verschiedenen Arten von Gebissen und Kandaren ein. Fritz Pape, als Co-Referent und Mann aus der Praxis, brachte es auf den Punkt.“ Nicht alle Gebisse sind für alle Pferde gut. Hier muss der erfahrene Ausbilder abwägen und an die Situation angepasst handeln. Allerdings kann zu Korrekturzwecken auch in der Ausrüstung variiert werden oder auch Hilfszügel eingesetzt werden. „Was heute gut ist, muss morgen schon nicht mehr gut sein“ so Fritz Pape , der immer das Ziel , dass am Ende das Pferd mit einem normalen Gebiss und ohne Hilfsmittel geritten werden kann, vor Augen hat.



Nun ist mit der Ausrüstung alles (fast) klar, am 13. März geht es in Teil vier der Seminarreihe um die Grundprinzipien der Ausbildung von Dressur- und Springpferden.

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