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Reit- und Fahrverein Würtingen erhält den „großen Stern des Sports“ in Silber 2009

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Reit- und Fahrverein Würtingen erhält den „großen Stern des Sports“ in Silber 2009

„Auf dem Pferd hat jeder vier Beine“ – unter diesem Motto bewarb sich der Reitverein Würtingen bei der diesjährigen Verleihung der „Sterne des Sports“. Mit großem Erfolg: am Abend des 15. Dezember 2009 zeichneten Kultusminister Helmut Rau MdL und der baden-württembergische Genossenschafts-Präsident Gerhard Roßwog den Reit- und Fahrverein Würtingen sowie drei weitere Sportvereine des Landes Baden-Württemberg mit dem Stern des Sports in Silber für ihr herausragendes soziales Engagement und ihren besonderen Einsatz im Breitensport aus. Vor feierlicher Kulisse im Geno-Haus Stuttgart nahm Initiatorin und Projektleiterin Tina Kaiser den silbernen Stern freudestrahlend entgegen.



Nachdem der Reitverein bereits im Juli diesen Jahres den „Großen Stern des Sports“ in Bronze auf kommunaler Ebene in den Räumen der Volksbank Reutlingen verliehen bekommen hatte, qualifizierte sich der Verein unter insgesamt 400 Bewerbungen für die Vergabe der Sterne des Sports in Silber auf Landesebene. Mit der nun erhaltenen Auszeichnung „Großer Stern des Sports in Silber“ darf der Verein auf einen der goldenen Sterne hoffen, die Anfang Februar 2010 in Berlin vergeben werden.

Die „Sterne des Sports“
Seit 2004 vergeben der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und die Volksbanken Raiffeisenbanken die „Sterne des Sports“ verbunden mit einer Geldprämie auf kommunaler, Landes- und Bundesebene. Die „Sterne des Sports“ sind eine Auszeichnung, die an Sportvereine für ihr soziales Engagement vergeben wird. Der gesellschaftliche Einsatz innerhalb des Breitensports wird mit diesem Preis belohnt, nicht die sportliche Höchstleistung. Den „Sternen des Sports“ geht es um die B-Note, nicht die A-Note. Dieser Wettbewerb würdigt kreative, innovative Maßnahme in Bereichen wie Gesundheit, Jugendarbeit, Integration, Gleichstellung. Jährlicher Höhepunkt ist die Verleihung des „Großen Stern des Sports“ in Gold an den Bundessieger im Rahmen einer feierlichen Abschlussgala in der Hauptstadt. Mit ihrer Initiative „Sterne des Sports“ haben sich der DOSB und die deutschen Volksbanken Raiffeisenbanken zum Ziel gesetzt, auf die Verdienste des Breitensports aufmerksam zu machen und diese entsprechend zu würdigen. Diese Auszeichnung soll die Vereine motivieren, Maßnahmen zu gründen, die auf die besonderen Probleme vor Ort reagieren. Die „Sterne des Sports“ möchten außerdem die Vereine fördern, sie in ihrer Vorbildfunktion stärken und Andere zur Nachahmung anregen.

Das Projekt „Auf dem Pferd hat jeder vier Beine“
Was sich hinter dem mit bezeichnender Weise „Auf dem Pferd hat jeder vier Beine“ benannten Projekt verbirgt, wurde im Rahmen der Preisverleihung von Tina Kaiser dem interessierten Publikum erläutert.
Bereits seit dem Schuljahr 2005/2006 kommen jede Woche Schüler der Körperbehindertenschule (KBS) Münsingen in den Reitverein Würtingen, um dort auf dem Rücken des Schulpferdes Penny ein für sie völlig neues Lebensgefühl zu erfahren. Im Rahmen dieses Kooperationsprojektes lernen die Schüler den Umgang mit Pferden kennen. Neben Vorstufen zum Reiten und Voltigieren erfahren die Schüler so auch den artgerechten Umgang mit dem Lebewesen Pferd durch Streicheln, Putzen, Satteln, Führen etc. Außerdem dürfen die Kinder bei der täglichen Arbeit im Reitstall (füttern, kehren, misten) mithelfen. Freies Spielen, Toben und Experimentieren im Heu und Stroh sind ebenfalls wichtige Bestandteile des nicht alltäglichen Unterrichts. Dabei sind die positiven Impulse, die die teilweise schwerstbehinderten Kinder und Jugendlichen im Reitstall erfahren, nicht nur an den strahlenden, lachenden und motivierten Gesichtern zu erkennen: Die dreidimensionale Schwingung des Pferderückens wirkt fördernd auf Gleichgewichtsreaktionen, auf die Koordination und auf die Körperwahrnehmung. Der Schritt des Pferdes entspannt und wirkt spastiklösend. Für viele Kinder mit behinderungsbedingter Bewegungsarmut bieten sich ganz neuen Bewegungsmöglichkeiten und Bewegungserfahrungen auf dem Pferderücken, das Pferd vermittelt das Gefühl des Getragenwerdens. Beim Reiten können behinderte Menschen ungehinderte Bewegungsfreiheit erleben. Ein Kind, welches in seiner Bewegung unkoordiniert und ohne Körper- bzw. Bewegungsrhythmus ist, kann mit Hilfe des sich im klaren Takt bewegende Pferdes eine Rhythmisierung erleben. Auch auf hyperaktive Kinder wirkt dies beruhigend, auf träge und bewegungsarme Kinder aufmunternd und erfrischend.
Angesichts der sichtbaren Erfolge und dem damit verbundenen Aufbau des Selbstbewusstseins, der Entwicklung unterschiedlicher Muskelpartien sowie der verbesserten Beweglichkeit folgten bereits nach kurzer Zeit Anfragen der Eltern hinsichtlich eines außerschulischen Reitangebots für ihre Kinder. Sonderschullehrerin und langjähriges Vereinsmitglied Tina Kaiser rief daraufhin die außerschulisch mit behinderten und nicht behinderten Kindern stattfindenden „Motorikförderstunden“ ins Leben. Die Erfolge aus verbesserter Motorik gepaart mit Integration in die Vereinsjugend sind dabei zweifelsohne erkennbar. Genau dies ist die Motivation und das Motiv des Reitvereins mit seinem Projekt: Kindern und Jugendlichen mit Behinderung die Möglichkeit bieten, ihre Freizeit gemeinsam mit nicht behinderten Kindern und Jugendlichen zu gestalten und dabei sportlich im Rahmen ihrer Möglichkeiten aktiv zu sein.

Neben der Chance auf einen Sieg auf Bundesebene erhielt der Reitverein mit dem großen silbernen Stern zusätzlich einen Scheck über 2.500 Euro überreicht – Geld, das letztlich dringend benötigt wird, gibt es für das Projekt derzeit noch keine Sponsoren. Vielmehr tragen laut dem Vereinsvorsitzenden Kai Preißer Eltern, Mitglieder und Privatleute zur Finanzierung bei. Und ohne das Engagement von Tina Kaiser sowie Lehrerkollegin Ina Gruenhagen wäre das Projekt für derzeit 46 Kinder ohnehin nicht zu stemmen.

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