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Seminar der Persönlichen Mitglieder der Deutschen Reiterlichen Vereinigung in Marbach

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Seminar der Persönlichen Mitglieder der Deutschen Reiterlichen Vereinigung in Marbach

Erstmalig fand in Baden-Württemberg am 6. Juni ein Seminar der „PMs“ , wie die persönlichen Mitglieder der Deutschen Reiterlichen Vereinigung genannt werden, im Haupt- und Landgestüt Marbach mit dem Schwerpunkt in die Richtung der Pferdezucht statt. Dr. Wilma Ubbens , Sprecherin der PMs in Baden-Württemberg, war über die Resonanz auf die Veranstaltung in Marbach begeistert. „ Mit 60 Anmeldungen zu diesem Seminar haben wir nicht gerechnet, in der Vergangenheit haben wir immer Seminare mit dem Schwerpunkt Sport gemacht, nun hatte Ge-stütsleiterin Dr. Astrid von Velsen-Zerweck die Idee auch einmal den Schwerpunkt auf ein Thema aus der Zucht zu legen, so war das Seminar mit dem Thema „Fohlenfehlstellungen- Korrektur und Vermeidung“ geboren. Damit haben wir ins Schwarze getroffen“ freute sich Dr. Wilma Ubbens über die zahlreichen Anmeldungen zu dieser Veranstaltung. Allerdings sprach diese Thematik auch einen anderen Teilnehmerkreis als die bisherigen Veranstaltungen an, viele der Anwesenden sind selbst Züchter oder an der Pferdezucht interessiert. Überaus groß war das Interesse auch von zahlreichen Hufschmieden aus Baden-Württemberg.



Gut gelungen war auch die Auswahl der Referenten und die verschiedenen Blickwinkel der Betrachtungsweise der Thematik. Tierärztin Simone Erdmann von der Tierklinik Telgte veranschaulichte klar das „Fohlenmanagement aus tierärztlicher Sicht“ . Hauptsächlich ging Simone Erdmann auf die Fehlstellungen bei Fohlen hin, die häufig durch Infektionen bei der Stute, die Fütterung oder durch genetische Faktoren hervorgerufen werden. Sie wies darauf hin, dass es ganz wichtig ist das Fohlen in den ersten Tagen genau zu beobachten und regelmäßig auf festem Untergrund zu führen, denn hier können Fehlstellungen wie Durchtrittigkeit, zeheneng- bzw. zehenweite Stellung bereits erkannt werden , während sich ein Bockhuf meist erst in den ersten Lebensmonaten entwickelt. So kann bei schwierigen Problemen, oder solchen, die sich nicht von selbst nach einigen Tagen regulieren, gleich durch den Hufschmied oder Tierarzt unterstützend eingegriffen werden. Ganz wichtig, so Erdmann , ist die frühzeitige Erkennung und Behandlung von Fehlstellungen, dann ist die Prognose günstig. Für sie als Tierärztin ist die Kooperation und Zusammenarbeit zwischen Besitzer, Tierarzt und Hufschmied besonders wichtig .

Uwe Lukas, Hufschmied aus Warendorf, machte deutlich, dass die Züchter eine hohe Verantwortung bei der Fohlengesundheit tragen. Er erläuterte in seinem Vortrag die Korrekturmöglichkeiten von Fehlstellungen bereits in den ersten Lebenswochen. Oft reicht es zur Korrektur nicht aus den Huf zu raspeln, sondern bei starken Fehlstellungen müssen Hufschuhe angepasst werden. Vom Beschlagen von Fohlenhufen warnte Uwe Lukas. „Das ist heute nicht mehr zeitgemäß, die Wand eines Fohlenhufes ist nur 1,5 mm breit, da kann zuviel passieren“ so der erfahrene Hufschmied. Deshalb werden hier Fohlenschuhe zum Aufkleben angepasst. Klar zum Ausdruck brachte auch er, dass der Korrekturerfolg am größten ist, je früher das Problem erkannt und behandelt wird. Allerdings mahnte er die anwesenden Züchter auch , bei der Auswahl der Elterntiere auch auf das Fundament achten und nicht nur nach der sportlichen Veranlagung zu schielen. Er warnte auch davor, Stuten, die aus gesundheitlichen Gründen schon sehr früh aus dem Sport genommen werden müssen in die Zucht einzusetzen.

Professor Dr. Ellen Kienzle, die an der Ludwig-Maximilian-Universität in München am Lehrstuhl für Diätetik und Tierernährung tätig ist, referierte über die „korrekte Versorgung der Fohlen mit Nährstoffen und Mineralien“. Klar zum Ausdruck brachte sie, dass in der Fütterung sehr viel falsch gemacht werden kann. Häufig ist bei Krankheiten nicht die Fütterung schuld, sondern eine erbliche Prädisposition. Wichtig ist bei der trächtigen Stute und dem Fohlen eine optimale Mineralstoffversorgung. Eine reine Fütterung mit Hafer und Heu für Fohlen ohne Mineralfutter ist nicht bedarfsgerecht, erklärte Ellen Kienzle. Sinnvoll ist zusätzlich ein Fohlenstarter, hier sollte jedoch immer der Gehalt an Spurenelementen überprüft werden. „Ein zu hoher Gehalt an Vitaminen oder Spurenelementen kann toxisch sein“ warnte die Fütterungsexpertin. Als vielwichtiger sieht sie es an, die Stute bereits vernünftig zu ernähren, als später das Fohlen zu „aufzupäppeln“.

Im Praxisteil des Seminars ging es darum, das Auge für Fehlstellungen zu schulen. Uwe Lukas bedauerte „leider habe ich hier im Fohlenstall kein Fohlen gefunden, das ein richtiges Problem hat“, so waren die Problem und die daraus resultierenden Korrekturmöglichkeiten für die Anwesenden nicht immer gleich auf den ersten Blick zu erkennen. Ein Fohlen sollte am Anfang etwa alle zwei bis drei Wochen ausgeschnitten werden, da das Hufhorn schneller wächst als beim erwachsenen Pferd. Aus Sicherheitsgründen schneidet Uwe Lukas Fohlen grundsätzlich nur auf weichem Boden und mit zwei Helfern, die das Fohlen fixieren, aus. Für ihn steht und fällt die Fohlenaufzucht mit der Beobachtungsgabe dessen, der sie betreut. Als Schmied be-dauert er , dass durch die Globalisierung der Zucht, die Pferde häufig nicht mehr dort aufgezogen werden, wo sie später geritten werden. Dies führt häufig von den Hufen her zu Anpassungsproblemen an die Bodengegebenheiten, vor allem wenn die Pferde auf weichen Böden aufgezogen werden und später viel auf harten Böden gehen müssen.
Fazit dieser überaus interessanten und lehrreichen Veranstaltung war, dass frühzeitiges Erkennen und die Kooperation mit den entsprechenden Fachleuten viel dazu beiträgt Fehlstel-lungen bei Fohlen rechtzeitig zu behandeln.

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